Trotz Sturm und echtem Da-jagd-man-keinen-Hund-vor-die-Tür-Wetter entschlossen wir uns am späten Nachmittag doch noch die
LebensArt Sauerland im
Schloss Herdingen zu besuchen.
Das Schloss diente in den 1960er Jahren als Kulisse für die
Edgar Wallace - Filme'Der schwarze Abt' und 'Der Fälscher von London'. Bei
echtem Gruselwetter wirkte das im Grunde sehr schöne Schloss tatsächlich etwas spooky.
Nur selten blitzte kurz die Sonne durch und ließ die
Herbstfarben im Park aufleuchten. Den wenigen
Ausstellern im Freigelände
wurde einiges an
Wetterfestigkeit abverlangt und mir war auch nicht groß nach fotografieren zu mute. Ich bediene mich hier aus dem Fundus von
Juniors Fotokünsten, der wenig für Deko, Schmuck und sonstigen Firlefanz übrig hat. Doch den
leckeren Obst- und Gemüsestand lichtete er ab. Übrigens auch der einzige Stand wo wir etwas kauften.
Unsere Ausbeute war klein aber fein. Interessant fand ich das Angebot der
Korsischen Zedrat-Zitrone -
Zitronat selber machen, aha. Dann die
"süßen" Zitronen, die sich zum Marmelade kochen eignen und der
erntefrische, französische Knoblauch, der sofort Lust aufs Kochen machte. Zum Schluss musste noch das
Ochsenherz, eine
Tomatensorte, mit. Deren Samen konnte ich im Frülhing nicht mehr bekommen, überall ausverkauft. Kürzlich bekam ist zwar ein paar Samen geschenkt, aber dennoch nahm ich ein
Probierexemplar mit. Dazu gab es den Tipp, die Ochsenherz-Tomaten bei Selbstanbau immer grün zu ernten, sonst würden sie mehlig werden. Vor kurzem hätte ich das strikt abgelehnt, immerhin war mein Ziel beim Selbstanbau doch die sonnengereifte Tomate. Inzwischen habe ich festgestellt, dass
grün geerntete und im Zimmer ausgereifte Tomaten sehr wohl aromatisch sein können. Es kommt wohl eher auf die Sorte als auf die Sonnenstunden an. Mein diesjähriges
Tomatenexperiment, die
Freilandkultur im sibirischen Sauerland mit wetterfesten Tomatensorten, brachte eine üppige Tomatenernte hervor. Allerdings war die Saison zum Ausreifen zu kurz, so bekamen sie ihre Röte erst im Büro. Zum Thema Tomatenernte komme ich später noch einmal zurück.
Mein
erstes Küchenexperiment war das
Quittengelee "Edgar Wallace".
Meine winzige
Quittenernte vom, im diesen Jahr gepflanzten, Quittenbaum und die
süßen Zitronen vom Schloss-Marktstand sollten eine herbsüße Vereinigung eingehen. Die Quitten waren wirklich winzig, nicht mal so groß wie Äpfel, aber Dank des milden Oktobers doch noch ausgereift. Geblüht hatte sie, glaube ich, erst Anfang Juni.
Die
6 Mini-Quitten habe ich gewaschen und den
Flaum abgerubbelt, entkernt und
inWürfel geschnitten, was bei der
Konstantinopler Apfelquitte wirklich gut geht, da sie nicht so hart wie andere Sorten ist. Auch
2 der ungespritzten, süßen Zitronen habe ich lediglich gewaschen und dann
mit Schale und Kernen gewürfelt. Mich hat interessiert, ob sie tatsächlich süß sind, denn das konnte ich mir nicht vorstellen. In der Tat sind sie nicht süß, aber auch nur leicht sauer. Man kann ein Stück essen ohne das berühmte
Zitronengesicht zu machen.
Zitronen- und Quittenwürfel mit einer
Vanillestange und einem Schuss Wasser weich garen, durch ein grobes Sieb passieren, abwiegen und mit der entsprechenden Menge Gelierzucker erneut aufkochen.
Die Marmelade schmeckt typisch herb wie wir es von der
englischen Orangenmarmelade kennen. Ich finde, dass sich die Aromen der
Zitrone, Quitte und Vanille wunderbar ergänzen. Die Marmelade passt auch gut zu
Käse.
Das
zweite Küchenexperiment war das Herstellen von
selbstgemachtem Zitronat.Lediglich eine
Korsische Zedrat-Zitrone gönnte ich mir bei dem stolzen Kilopreis von 10 Euro, ich wusste ja nicht, ob es auch wirklich gelingt das
Zitronat herzustellen. Der Händler konnte mir leider nicht sagen, wie man aus der Zitrone Zitronat macht, nur, dass man die
dicke Schale verwendet und das
spärliche Fruchtfleisch entfernt.
In
Küchenschabes Blog fand ich dann einen Herstellungsvorschlag, der mir etwas langwierig erschien. Sie selbst fügte später ein einfacheres Rezept hinzu ohne es vorher getestet zu haben. So wagte ich den Versuch.
Es hieß die
Zitronenschale in einem
Zucker-Wasser-Gemisch (Verhältnis 70:30)
4Stunden lang zu
kochen und anschließend
6 Stunden auskühlen und
ziehen zu lassen. Um meine Zitronenschale komplett im kleinen Kochtopf zu bedecken, benötigte ich 1050 g Zucker und 450 ml Wasser. Da die Schalen
schwimmen, habe ich sie mit einer
Untertasse beschwert. Nach dem kurzen Aufkochen habe ich die Herdplatte auf Stufe 1 (von 9) heruntergestellt und die Schalen 4 Stunden sanft köcheln gelassen. Gezogen haben sie dann 8 Stunden, weil ich sie vergessen hatte. Nun waren sie tatsächlich ganz
glasig wie Zitonat. Zwar nicht so
quitschgrün wie gekauftes Zitronat, sondern eher gelblich-braun, aber um Welten besser im
Geschmack. Es ist etwas
süßer und weicher (wobei es jetzt noch trocknen muss, was wohl einige Tage dauern wird) und hat ein viel natürlichers Aroma. Ich freue mich schon auf die
Weihnachtsbäckerei!
Der
Zuckersud war mir zum Wegschütten viel zu schade, denn auch er hat nun ein ganz
feines Zitrusaroma. Darum habe ich ihn solange eingekocht bis er richtig
sirupartig wurde und ihn dann in 2 Marmeladengläser abgefüllt. jetzt kann man ihn zum Süßen für
Tee und
Müsli oder zum
Backen nehmen, ja sogar als honigähnlichen
Brotaufstrich.Noch mal zurück zu den
selbstangebauten Tomaten und dem aromatischen, frischen
Knoblauch vom Markt.
Im Augenblick haben wir mehr bürogereifte Tomaten, als wir essen können . Auf dem Foto ist zu erkennen, dass manche bereits schrumpelig werden, so kam mir die Idee
Tomatensuppe zu kochen. Die war sooooo
lecker, dass ich das
Rezept mit euch teilen möchte.
Tomatensuppe für Knoblauchfreunde:8-10 Tomaten waschen und in Stücke schneiden, mit wenig Hitze weich kochen und durch ein grobes Sieb passieren.
1 kleine Zwiebel fein würfeln,
2 große Zehen frischen(oder 4 Zehen normalen)
Knoblauch pressen. Beides in etwas
Olivenöl glasig dünsten, 1 EL
Zucker dazu geben, kurz
karamellisieren lassen und mit 1 Glas
Weißwein ablöschen.Die passierten Tomaten dazu geben, etwas einkochen lassen. Mit wenig
Oregano und
Thymian (es soll
nicht nach Pizza schmecken),
Salz, 1 TL gekörnte
Gemüsebrühe und
Pfeffer aus der Mühle würzen. Zum Schluss 3 EL
Creme fraiche und reichlich frischen, gehackten
Basilikum unterrühren, nicht mehr kochen.
Parallel dazu 2 Scheiben älteres
Brot würfeln und mit 1 EL Olivenöl in der Pfanne
rösten und salzen.
Tomatensuppe auf Teller verteilen, einen Klecks Creme fraiche in die Mitte geben und geröstetes Brot darüberstreuen.
Guten Appetit!Auch die
Apfelernte ist nun im vollen Gange und der
Sturm hilft mit die Äpfel von den
Bäumen zu schütteln. Unserer
Dülmener Herbstrosenapfel trägt noch nicht, doch die Nachbarbäume hängen voll. Wir bekamen
Boskop-Äpfel zum roh essen und backen geschenkt und eine unbekannte mehlige, süße Sorte die sich gut zum Kochen von
Apfelmus eignet. Da uns noch ein herbstliches Open-Air-
Reibeplätzchenbraten bevor steht, passt ein Vorrat Apfelmus ganz gut.
Im Augenblick
blüht ein
merkwürdiger Jahreszeiten-Mix im Garten. Jahreszeitlich entsprechend blühen
Rauh- und Glattblattastern und Herbstcrysanthemen. Allerdings bekamen sie Gesellschaft von den
Primeln, die nach
frostigen Nächten und anschließenden Temperaturen über 20° C wohl meinen, der
Frühling ist da. Auch
Anemone blanda treiben aus, sie werden doch wohl nicht auch noch blühen?
Beim abschneiden von Hortensienblüten für herbstliche Kränze entdeckte ich, dass meine
im letzten Advent gekaufte
Helleborus orientalis schon seit vielen Wochen geblüht haben muss, vermutlich mitten im Sommer, denn ich fand einige längst verblühte Blüten. Das Bild zeigt noch eine aktuelle Blüte und eine weitere Knospe.
Es freut mich, dass euch meine Gartenbilder aus dem Vorpost gefallen haben, allerdings braucht mich niemand um den "großen, parkähnlichen" Garten beneiden ;-). Die tatsächliche Größe beträgt ja gerade mal 250 m². Es ist gar nicht so einfach so zu fotografieren, dass die Nachbarhäuser nicht mit abgelichtet werden.
Oh je, wo ist die Zeit geblieben? Vielleicht könnt ihr mit den Rezepten etwas anfangen und für die, die Zitronat mögen, lohnt es sich ganz bestimmt auf dem Wochenmarkt nach Zedrat-Zitronen Ausschau zu halten.
Eine schöne Herbstzeit wünscht euch Vera!